Reden

Wahlprogramm - 2. MOBILITÄT NEU DENKEN

20.07.20 –

Mit dem einstimmigen Beschluss des Rates der Stadt Neukirchen-Vluyn zum „Klimafreundlichen Mobilitätskonzept Neukirchen-Vluyn“ haben wir einen ersten wichtigen Meilenstein im Sinne einer GRÜNEN Mobilitätswende erreicht – viel Zeit für gegenseitiges Schulterklopfen bleibt jedoch nicht: Denn nun muss das Konzept zügig umgesetzt und gleichzeitig fortlaufend weiterentwickelt werden. Unser Ziel ist nämlich nicht nur eine klimafreundliche, sondern vielmehr eine klimaneutrale und bezahlbare Mobilität für alle.

Wir wollen ein Neukirchen-Vluyn, in dem die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht das Auto.

Mehr Platz für Radfahrer*innen, Fußgänger*innen, für Familien mit Kinderwagen und Laufrad sowie für ältere Menschen mit Rollatoren. Auch muss die Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinderung selbstverständlich sein und bei allen Baumaßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit Berücksichtigung finden.

Mehr Platz für den ÖPNV, für grüne Plätze mit Bäumen, Bänken und Trinkbrunnen, für Gespräche und Begegnungen sowie Platz zum Spielen und Flanieren sind notwendig. Es soll auch Platz für Geschäfte und Cafés, Lastenfahrräder und einen smarten Lieferverkehr vorhanden sein.

Durch die wohnortnahe Bereitstellung verschiedener Mobilitätsangebote wollen wir Anreize bieten, die Anschaffung eines eigenen Pkws zu überdenken. Es geht nicht darum, Autos zu verbieten, sondern Angebote zu schaffen, die die eigene Abhängigkeit vom Pkw verringern.

Unterwegs mit dem Rad

Wir GRÜNE stehen für ein flächendeckendes, komfortables und sicheres Radverkehrsnetz - mit neuen Fahrradstraßen, breiten Radwegen sowie Tempo 30, wenn es auf der Straße weitergehen soll. 

Die Radwegebenutzungspflicht darf nur eine Ausnahme sein, daher muss der Radverkehr auch an jeder Kreuzung mitbedacht werden: Fahrradaufstellflächen sollen zum Standard werden, damit das Rad vor dem motorisierten Individualverkehr sicher über die Kreuzung fahren kann und nicht übersehen wird. Ebenso brauchen wir gut ausgebaute Radschnellwege zu unseren Nachbarkommunen, insbesondere in Richtung Kamp-Lintfort und Krefeld.

Die Position der Radfahrenden ist durch die nachstehend genannten strukturellen und personellen Maßnahmen zu stärken. 

An zentralen Orten in Neukirchen, Vluyn und Niederberg sollen Ladestationen für E-Bikes sowie öffentlich zugängliche Luftpumpen ein komfortables Aufladen und Aufpumpen ermöglichen. 

Es ist notwendig, an ÖPNV-Knotenpunkten und zentralen Orten kostenlose und überdachte Stellplätze für Fahrräder zu errichten. 

Für den schnellen Einkauf oder den Besuch der Ortskerne wollen wir neue Stellflächen für Fahrräder schaffen - denn diese sind zum Beispiel gerade an der Niederrheinallee in Vluyn Mangelware. Den Platz dafür liefern vorhandene Parkplätze für Autos, die dann gerecht umzuwidmen wären. Fahrradstellplätze, insbesondere für Lastenräder, gehören nämlich nicht auf den Gehweg. Dies bedingt auch, dass konsequent gegen das Parken auf Fuß- und Radwegen vorgegangen werden muss, um Platz und Sicherheit für die Bürger*innen zu schaffen.

Ein städtisch organisierter Verleih von Lastenrädern und E-Lastenrädern soll die günstige und umweltfreundliche Alternative eröffnen, auch bei etwas schwereren oder größeren Gegenständen auf das Auto zu verzichten.

Für Unternehmen mit städtischer Beteiligung ist die Möglichkeit auf Diensträder zu erschließen. Dabei sollen auch Duschmöglichkeiten am Arbeitsplatz und das Vorhandensein von Lade- und Pumpstationen angeboten werden.

Wir benötigen eine fahrradgerechte Überarbeitung der Stellplatzsatzung, in der auch überdachte und gesicherte Fahrradstellplätze bei jeder neu gebauten Wohneinheit berücksichtigt werden. Wichtig ist hierbei, dass die Stellplätze einfach und barrierefrei erreichbar sind, damit das Lastenfahrrad oder das Pedelec nicht erst über viele Treppenstufen in einen Keller getragen werden muss.

Um dem besonderen Stellenwert des Radverkehrs Rechnung zu tragen, schlagen wir eine*n Fahrradbeauftragte*n innerhalb der Stadtverwaltung vor.

Unterwegs zu Fuß

Das Erreichen und Erleben der Ortskerne Vluyn und Neukirchen muss auch zu Fuß attraktiver werden. Ausreichend breite, barrierefreie und verkehrssichere Gehwege zum Flanieren, grüne Orte zum Ausruhen und Verweilen sowie ansprechender Raum für Jung und Alt sollen hier die Aufenthaltsqualität steigern. Radfahrer*innen gehören dabei auf eigens für sie angelegte Radwege oder auf die Fahrbahn und nicht auf den Gehweg!

Wichtige Quell- und Zielbeziehungen, wie zum Beispiel das Zuhause und die Grundschulen oder Kindertagesstätten, wollen wir für den sicheren Fußgänger*innenverkehr optimieren. Hier können durchdachte Konzepte überflüssige Verkehre, zum Beispiel durch „Elterntaxis“, reduzieren.

Unterwegs mit Bus und Bahn

Eine wichtige Säule GRÜNER Mobilität stellt der ÖPNV dar.

In östlicher Richtung – also nach Moers und Duisburg – ist die Anbindung durch den Schnellbusverkehr derzeit akzeptabel. Dennoch müssen die Taktzahlen erhöht und das Angebot auch an den Wochenenden aufrechterhalten werden. 

Ebenfalls halten wir die Wiederinbetriebnahme der Niederrheinbahn Vluyn-Moers-Duisburg für eine zukunftsweisende Möglichkeit.

In alle anderen Richtungen, das heißt nach Krefeld, Kamp-Lintfort sowie Kerken und damit auch die Anbindung an die Bahnlinie „Düsseldorf-Kleve“, ist das Angebot immer noch unzureichend. Auch vor dem Hintergrund der neu errichteten Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort und Kleve besteht hier deutlicher Handlungsbedarf.

Sowohl für Bus als auch Bahn fordern wir Fahrzeuge mit klimaneutralen Antrieben, um damit nicht nur Abgase, sondern auch Verkehrslärm zu reduzieren. Die Fahrzeuge und Haltestellen müssen außerdem barrierefrei erreichbar und nutzbar sein.

Für die Außenbereiche unserer Stadt sind „kleine“, aber dennoch funktionierende Lösungen, wie Rufsammeltaxis und/oder ein Bürger*innenbus, notwendig. Natürlich elektrisch.

Unser ÖPNV soll aber nicht nur leistungsfähig und klimaneutral sein, sondern muss auch bezahlbar werden: Für maximal 365 Euro im Jahr sollte es allen Neukirchen-Vluyner*innen ermöglicht werden, durch die Stadt und in die Nachbarstädte zu gelangen. Wir unterstützen die Forderung, dass Schüler*innen, Student*innen und Auszubildende den ÖPNV kostenlos nutzen können.

Unterwegs mit dem Kfz

In Neukirchen-Vluyn soll niemand auf das eigene Auto verzichten - es soll jedoch auch niemand auf das Auto angewiesen sein!

Daher wollen wir ein smartes System, das neben dem Auto die gesamte Mobilitätskette bzw. Möglichkeiten erfasst: Sowohl Bus und Bahn als auch Carsharing, Bike-Sharing, Lastenfahrrad, Taxi, Mitfahrgelegenheit oder E-Bike. Eine Mobilitäts-App soll dabei die relevanten Mobilitätsangebote bündeln. Diese App muss auf Klimafreundlichkeit ausgerichtet sein und die Klimabilanz der Wegstrecke anzeigen.

Wenn ein Auto zum Einsatz kommt, soll es in Zukunft weitestgehend klimaneutral sein. Dabei muss die Stadtverwaltung mit gutem Beispiel vorangehen und ihren gesamten Fuhrpark umstellen. 

Wir wollen dazu beitragen, dass die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausgebaut und die Rahmenbedingungen für Wasserstofftankstellen geschaffen werden.

Um durchzusetzen, dass die geltenden Temporegelungen eingehalten werden, ist der Einsatz von mehr intelligenten Messsystemen notwendig. Die Stadt Neukirchen-Vluyn soll dafür mehr Personal, Ressourcen und moderne Technik zur Verfügung gestellt bekommen. Bürger*innen ist zudem die Möglichkeit zu geben, Probleme im und mit dem Straßenverkehr einfach und effektiv zu melden, damit die Probleme bei zukünftigen Planungen berücksichtigt werden können. 

Vor unseren Grundschulen führt der Autoverkehr oft zu gefährlichen Situationen. Deshalb wollen wir, dass vor diesen Schulen 30 Minuten vor Schulbeginn ein Fahrverbot für den motorisierten Individualverkehr gilt. Die Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, sollen außerdem an einem definierten Ort (sogenannte Hol- und Bringzone) die Möglichkeit erhalten, von dort aus sicher zu Fuß zur Schule und zurück zu gelangen.

Ein Lärmaktionsplan ist notwendig, um die Lärmbrennpunkte an verkehrsreichen Straßen konsequent abzubauen, unter anderem durch die Reduzierung von Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen. Dies gilt insbesondere für die Durchfahrt durch den Ortsteil Rayen.

KURZ UND KONKRET

  • Das klimafreundliche Mobilitätskonzept Neukirchen-Vluyn ist weitestgehend bis 2025 und vollständig bis 2030 umzusetzen.
  • Alle Lücken im vorhandenen Radwegenetz werden dabei geschlossen.
  • In Nord-Süd-Richtung sind Radschnellwege von Vluyn nach Kamp-Lintfort, von Vluyn nach Niep und von Neukirchen nach Kapellen zu errichten.
  • In West-Ost-Richtung werden die vorhandenen Radwege Springenweg / Tersteegenstraße / Lindenstraße, Hartfeldstraße / Bendschenweg und Niederrheinallee zu leistungsfähigen Radschnellwegeverbindungen ausgebaut.
  • Schnellbuslinien sind auszubauen und auch an Wochenenden zu betreiben.
  • Die Niederrheinbahn wird reaktiviert und weitestgehend klimaneutral betrieben.
  • An zentralen Orten in Neukirchen, Vluyn und Niederberg sowie an Haltepunkten der Niederrheinbahn werden Mobilitätsstationen eingerichtet, bestehend aus Ladestationen fürs E-Bikes, Aufpumpstationen für Fahrräder, überdachten Fahrradstellplätzen sowie das Vorhalten von Leihrädern und Leihlastenrädern. 
  • In allen Ortsteilen werden Car-Sharing-Angebote, Ladesäulen für E-Autos und Bike-and-Ride-Stationen in Verbindung mit Haltepunkten des ÖPNV vorgehalten.
  • Der Fuhrpark der Stadtverwaltung ist komplett auf klimaneutrale Fahrzeuge umzustellen.
  • Neukirchen-Vluyn wandelt sich von einer autogerechten Stadt zu einer rad- und fußgängerfreundlichen Kommune.

 

 

Medien

Kategorie

Wahlprogramm

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>